Post könnte/sollte ggf. in die Werkstattecke verschoben werden, ich war mir ehrlicherweise nicht ganz sicher...
Im Zuge meiner Nachrüstung der Sitzheizung im Fond (noch in Arbeit, detaillierte Anleitung folgt) habe ich die Sitzbezüge der Rücksitzbank aus- und eingebaut. Das ist doch erstaunlich gut machbar und erfordert auch keine Vorkenntnisse in der Kunst der Sattlerei (die hatte ich jedenfalls nicht), aber ein bisschen Bastelfreude sollte man schon haben
Die Arbeitsschritte sind grundsätzlich in der bekannten Software z.B. in den REP-Anleitungen 52-26-400 und 52-26-411 beschrieben. Dennoch fliegt man damit etwas blind, gerade im Detail, daher beschreibe ich das hier mal sehr ausführlich. Das Ganze soll einfach als Hilfestellung dienen, falls es mal jemand braucht, und die Scheu davor nehmen, aber natürlich solltet ihr euer Hirn und eigenes Gefühl trotzdem etwas mit benutzen
Die Anleitung gilt für den Touring. Die Abweichung für die Limousine sind aber meiner Kenntnis nach eher gering und liegen vor allem bei der Lehnen-Entriegelung, die bei der Limo einfacher gestaltet ist, und dem Kofferraumboden.
Was ihr dafür haben solltet
50er und 40er Torx mit Ratsche (oder Schlagschrauber) und Drehmomentschlüssel bis min. 42Nm
Seitenschneider
Kleine Zange
Hebelwerkzeug fürs Interieur
Haken/Pick-Set (manchmal auch O-Ring-Werkzeug genannt)
Kleiner Schlitzschraubenzieher
Polsterzange (dazu später mehr) mit etwa 150 Polsterklammern
Ausbau der Rücksitzbank
Zuerst wird das Sitzpolster ausgebaut. Dieses ist einfach mit zwei Klammern vorne etwa mittig unter den Sitzflächen fest. Greift einfach vorne drunter und zieht etwas hoch, dann merkt ihr schnell, wo die Klammern sitzen. Da zieht ihr beherzt nach oben und kippt die Sitzbank hoch. Falls ihr bereits Sitzheizung habt müsst ihr die Verkabelung zum Modul und zur Lehne jeweils rechts und links lösen. Anschließen müsst ihr noch den mittleren Anschnallgurt lösen, dieser ist mit einer Torx 50 Schraube befestigt, und durch die Bank fädeln, dann könnt ihr diese auch schon rausnehmen. Diese Schraube und alle folgenden T50-Schrauben bekommen 42Nm Anziehmoment beim späteren Zusammenbau.
Als nächstes werden die Seitenpolster ausgebaut. Legt die Sitzbank um. Arbeitet euch mit den Fingern oben hinter das Polster, also unterhalb des Anschnallgurtes, und zieht kräftig nach vorne. Die Polster sind oben über ein Zwischenstück in der Karosse verclipst, das bleibt beim Ausbau idR in der Karosse. Nehmt das gleich raus, dann vergesst ihr es später nicht. Dazu von vorne im den Clip greifen, die Lasche runterdrücken und den Clip rausziehen. Steckt den dann gleich wieder in die Seitenpolster. Das kann etwas Kraft brauchen. Im unteren Bereich sind die Seitenpolster bloß an zwei Stellen eingefädelt. Schaut es euch an, dann könnt ihr beim Einbau später darauf achten.
Jetzt werden die Rücklehnen rausgenommen. Dazu muss der hintere Kofferaumboden und das hintere Fach raus (hier weicht die Limousine vermutlich etwas ab). Dazu den Gasdruckdämpfer oben lösen, da muss nur ein Ring runtergezogen werden, dann entriegelt der. Dann könnt ihr den besser positionieren um mit einem kleinen Schlitzschraubenzieher oder sowas die Blechklammer hochzuziehen und das Ding raus zu nehmen. Der Kofferraumboden kann jetzt einfach beherzt nach hinten gezogen werden, der steckt bloß bei den Ankerpunkten mit den Achsen in zwei Blechlaschen. Dann mit dem Schlitzschraubenzieher die Spreiznieten rausnehmen und das Fach auch noch rausnehmen.
Jetzt seht ihr die Blechstruktur und zwei Torx 50 Anschraubpunkte der Rückbank darauf. Außerdem sind zwei weitere Punkte seitlich unter den Seitenpolstern und zwei vorne wo auch der mittlere Anschnallgurt fest war. Nehmt die letzteren am besten zuerst raus, dafür die Lehnen nochmal kurz hoch, Schrauben raus und Lehnen wieder runter. Jetzt erst die Kabelverbindung zur Lehnenentriegelung seitlich unter den Seitenpolstern lösen (blauer Stecker rechts & links, einfach ziehen), sonst bekommt ihr die Lehne nämlich nicht mehr runter. Anschließend die seitlichen und hinteren T50 Schrauben lösen und die ganze Lehne etwas vorschieben, um etwas mehr Platz für den nächsten Schritt zu haben.
Um die einzelnen Lehnenteile auszubauen fangt mit der Beifahrerseite an. Stellt diese auf, sodass sie im 90° zum mittleren und linken Teil steht, dann könnt ihr die einfach nach außen rausziehen. Genauso gehts mit der Fahrerseite, da müsst ihr nur das Mittelteil händisch entriegeln, dass ihr das Seitenteil aufstellen könnt.
Bezug der Rückbank wechseln
Fangen wir mit der Sitzbank ab, die ist etwas einfacher. Der Bezug ist grundsätzlich außen rum mit schwarzen Plastikclips, ein paar Klettverschlüssen und auf den Sitzflächen mit Polsterklammern befestigt.
Zur Demontage werden zu aller erst die Abdeckungen für die Isofix-Befestigungen nach vorne rausgezogen, ggf. von der Rückseite beim Lösen der Rastnase unten nachhelfen. Dann werden die Klettverschlüsse an den Durchführungen der Anschnaller gelöst und schonmal durchgeschoben.
Jetzt die Plastikclips vom Drahtgestell lösen. Dabei wirkt eines dieser Picktools Wunder, damit geht es wirklich einfach. Schiebt es wie auf dem Bild unter das Plastik und drückt es nach unten raus:
Plastikclip_aushaken.jpg
Als nächstes geht es an die Polsterklammern. Diese Drahtklammern bilden einen Ring, der den Bezug über einen Keder mit einem im Schaumstoffpolster eingeschäumten Drahtbügel verbindet:
Polsterklemme_Detail.jpg
Schlagt den Bezug von unter dem Polster nach oben hin um und beginnt von außen zur Mitte hin die Polsterklammern mit dem Seitenschneider aufzuknipsen. Mit der kleinen Zange die Klammern ggf. positionieren und die zerteilten Stücke rauspflücken. Insgesamt sind es bei der Sitzbank 47 Klammern. Hier seht ihr rechts eine Übersicht, wo die Klammern sind (ist symmetrisch) und links meine Reihenfolge bei der Montage (geht in diesem Schritt also in etwa umgekehrter Reihenfolge, allerdings würde ich evtl. die oberste Reihe erst zum Schluss machen):
Klammern_Position_Reihenfolge.jpg
Zuletzt sitzt unterhalb der Vertiefung für das mittlere Gurtschloss noch ein schwarzer Plastik "Haken". Diesen müsst ihr soweit vom Schaumstoff wegziehen, dass ihr ihn senkrecht zum Polster stellen könnt, dann steckt ihr in einfach durch den Schaum:
Plastikhaken_montiert.jpgPlastikhaken_demontiert.jpg
Damit ist der Bezug frei vom Sitzpolster.
Zur Montage geht ihr komplett in umgekehrter Reihenfolge vor (also jetzt ggf. von der Mitte nach außen arbeiten). Bis auf die Polsterklammern sollte soweit alles klar sein, daher widme ich denen und der Polsterzange einen eigenen kurzen Abschnitt...
Polsterklammern und die Polsterklammerzange
Eine Zange für Polsterklammern sieht aus wie eine Spitzzange, hat aber statt Querrillen zum Greifen oben und unten längs eine Vertiefung um eine Polsterklammer aufzunehmen. Außerdem ist sie mit einer Feder vorgespannt, sodass die Klammer nicht herausfällt. So weit so praktisch.
Es gibt diese Zangen z.B. von BGS für etwa 14€. Es gibt auch eine von Knipex für fast 50€. Ich habe natürlich die BGS genommen und es natürlich (fast) bereut Die BGS Zange hat nämlich das gravierende Manko, dass die Aufnahme für die Klammer recht weit hinten sitzt und man erstmal fast einen Zentimeter Zange ins Polster stecken müsste, bevor die Klammer den Draht umschließen kann (Die Knipex hat die Aufnahme wohl natürlich von Haus aus schön weit vorne...). Allerdings ließ sich das glücklicherweise recht einfach beheben, indem ich besagten ersten Zentimeter einfach abgeflext habe. Jetzt sitzt die Klammer schön weit vorne:
Polsterklemmenzange_vor_Flex.jpg Polsterklemmenzange_nach_Flex.jpg
Was ich auch noch irgendwo gelesen hatte ist, dass sogenannte "Hog Ring Zangen" wohl auch gut funktionieren können sollen. Die scheinen die Klammer von Haus recht weit vorne zu tragen, sind hierzulande aber anscheinend nicht so geläufig...
Die Anwendung dieser Zange ist dann eigentlich recht simpel. Ihr setzt eine Klammer vorne ein, steckt das eine Ende um den Keder und führt das Ganze dann runter zum Drahtbügel, wo ihr die Klammer durch Zudrücken der Zange um den Drahtbügel schließt:
Polsterklemmenzange_Anwendung.jpg
Ihr könnt dabei die Zange ruhig tief nach unten rein drücken, dem Schaumstoff könnt ihr dabei kaum dauerhaft schaden. Selbst wenn ihr einmal versehentlich den oberen Netzstoff auf dem weicheren Schaumpolster mit einklammert, dann seht ihr das direkt von oben in Form einer Delle im Stoff und könnt die Klammer einfach wieder aufknipsen. Das gilt allgemein für alle Arten von Fehlern, hier ist vieles leicht reversibel. Selbst etwas ausgerissenen Schaumstoff würde man hinterher wohl kaum sehen oder bemerken. Die Klammern können auch hinterher nicht wirklich irgendwo mit einem offenen Ende stechen oder sowas. Biegt einfach mal zwei Klammer "im Trockenen" mit der Zange zu, um ein Gefühl dafür zu kriegen, wie die Klammer sich verformt. Und wenn ihr euch unsicher seid, dann setzt die ersten drei Klammern an einer gut zugänglichen Stelle und knipst sie anschließend wieder auf
So, das Sitzpolster sollte damit erledigt sein. Weiter geht es mit den Rückenlehnen im nächsten Post...
Die Anleitung für die Rückenlehne folgt in den nächsten Tagen, sobald ich Zeit habe. Ich erstelle mal Platzhalter dafür.