Puh, das wird langsam spannend...
Also fassen wir mal zusammen:
KUNDENWAHRNEHMUNG:
- Starke Vibrationen u.a. im Lenkrad beim vollen Beschleunigen in bestimmtem Drehzahlbereich
WANN:
- Fahrerwunsch 100%
- Drehzahlbereich 2000 U/min ±200 U/min
- alle Gänge / alle Fahrmodi
- Motor / Getriebe auf Betriebstemperatur
- ebene Fahrbahn (Autobahn)
ZUSTAND FAHRZEUG:
- EZ 06/2018
- 76.000 km
- Zweitbesitzer
ANALYSE / FEHLERSPEICHER:
- 30C500 - Kühlluftklappe open, blockiert
- 30C400 - Kühlluftklappe unten, blockiert
- 2A6D00 - Laufruheregler Zylinder 4 - Korrekturmenge ausserhalb des zulässigen Bereichs
- DPF Regenerationszyklus im Mittelwert 600km
VERDACHT:
- Verbrennungsbezogene Drehschwindungen im Antrieb
BISHERIGE MAßNAHMEN AM FAHRZEUG:
- Hardygelenkscheibe am Diff (offensichtlich) erneuert
- Kühlluftklappen erneuert
- Untersuchung Injektormengenabgleich --> i.O. (Details? Rücklaufmengenmessung?)
- I-Stufen geupdatet
- Getriebeadaptionswerte ausgelesen --> i.O.
- Ansaugbrücke gereinigt
- Injektor Zylinder 4 getauscht
- Raildrucksensor neu
- Differenzdrucksensor DPF neu
- Ansaugbrücke komplett getauscht
- Kompressionsmessung Z1 / 2 / 3 = 22-24 bar; Z4 = 20 bar (Minus 10-20%)
Wurde die Kompressionsmessung bei warmem oder kaltem Motor durchgeführt? Grundsätzlich ist der Drift erstmal kein Problem, einen Riss im Kolben würde man hier deutlicher sehen. Wichtig ist aber, dass der Motor vor der Messung wenigstens einigermaßen betriebswarm war -> unangenehm für die Mechaniker, aber leider notwendig für eine saubere Messung.
Die Maßnahmen zum DPF-Sensor kann ich nur bedingt nachvollziehen, so lange keine Auffälligen Messwerte festgestellt wurden. Und genau da kommen wir jetzt zu dem einzig sinnvollen Punkt, der jetzt hilfreich sein wird:
Es muss eine professionelle Logfahrt durchgeführt werden, in welcher das Fahrzeug im besagten problematischen Drehzahlbereich hochaufgelöst (!) vermessen wird.
- Drehzahlgradienten Kurbelwelle (hochaufgelöst, Ordnungsanalayse) --> Drehzahlschwingungen und mögliche Korrelation zu zylinderspezifischen Verbrennungsproblemen
- Drehzahlgradienten Drehmomentwandler (hochaufgelöst, Ordnungsanalayse) --> Funktion des Torsionsdämpfers in der Wandler-Überbrückungskupplung (WÜK) (Ein Defekt würde die Symptome ebenfalls hervorrufen!)
- Drehzahlgradienten an Hinterachse (ABS Sensorik, hochaufgelöst, Ordnungsanalayse) --> Drehschwingungsverhalten zwischen Rad / Getriebe / Kurbelwelle
- Raildruck --> auffällige Schwankungen, wenn Maximaldruck abgerufen wird (Defekt der HDP bei Maximaldruck)
- Ladedruck --> Regelschwankungen (eher unwahrscheinlich, weil für Vibrationen zu träge)
- Drehmomentkennfeld soll/ist --> Regelkreisfehler von der DME, evtl. ungewollte Eingriffe von ESP/DTC aufgrund der Drehzahlabweichungen
- Luftmasse Soll / Ist
- AGR Position Soll / Ist
- Korrekturwerte Injektoren --> Einflussanalyse auf Schwingverhalten des Motors
Das ist für einen BMW Ingenieur tägliches Brot und keine Rocket-Science, zudem mit den Onboard-Mitteln + Laptop problemlos möglich. Die Analyse der Werte ist schnell erledigt (AVL Concerto o.ä.) und sollte eine deutlich zielgerichtetere Fehleranalyse ermöglichen. Mir drängt sich der Verdacht eines defekten Torsionsdämpfers der WÜK immer mehr auf - womit der Motor selbst unschuldig wäre. Allerdings fehlt der (messtechnische) Beweis dafür, da hier das ganze Getriebe ausgebaut werden müsste.
Extrem ärgerlich für dich - auch wenn ich zugeben muss, dass ich das Thema aus ingenieurstechnischer Sicht sehr spannend finde
Ich drücke weiterhin die Daumen und hoffe, dass sich BMW dem Problem etwas tiefer annehmen wird.