Start-Stop bei heißem Turbo?

  • Herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort.


    Woher hast du so tiefgreifendes Wissen und kannst dieses so toll vermitteln?

    Danke dir :m0004: Mein langjähriger beruflicher Hintergrund hilft da durchaus... :saint: Ich bin aber auch immer faszinierter Zuhörer, wenn ich z.B. mit Bauexperten sprechen kann - das ist für mich immernoch ein Buch mit 7 Siegeln =O


    Ölkohle an der Welle führen definitiv zum Tod des Laders, weil irgendwann mal der Spalt der Gleitlagerung nicht mehr ausreicht, stimmt sicher, aber mehr Sorgen mache ich mir immer bei Ölkohleablagerungen auf den Laderschaufeln, wenn der Motor bissl Öl mitverbrennt...der Lader läuft dann unwucht und es zerreisst förmlich das Gehäuse...aber auch hier: das dauert aber auch ...und nicht nur der Motor kann Öl an die Schaufeln bringen, auch eine defekte Wellenabdichtung...toll aber, dass man, wenn man etwas auf sein Auto "hört", dies durchaus mitbekommen kann...man hört das wirklich!


    Und, wenn ich nicht irre, werden Temperaturen des Abgases gemessen, wie auch DPF regenerieren einen Schutzmechanismus auslöst, dass der Motor nicht abstellt.

    Ich finde, dass BMW es mit SSA noch am Besten hinbekommt, da es nicht so "nervös" ist und an jeder Kreuzung sofort nach Stillstand den Motor abstellt.

    Weiters: die G30 (vl nicht alle Motoren) haben elektrische Ölpumpen...somit kommt es nicht wirklich zum "Stillstand" des Ölkreises

    Da bin ich bei dir - wobei Ölkohleablagerungen eher selten zu Unwuchtproblemen führen. Dafür wird die Abgasturbine einfach zu heiß, der Kohlenstoff verbrennt sehr schnell wieder. Problematisch sind dann eher die Rückstände wie z.B. Ascheablagerungen und Verlackungen / metallischer Aufbau durch falsche Diesel-/Öladditive. NOCH gefährlicher ist allerdings das aktuell passend zur Saison gehörende Kondensat-/Vereisungsproblem in der Ansaugseite. Sobald kleine EIspartikel oder Kondesattröpfchenen auf die Verdichterschaufel treffen, führt das relativ schnell zu abrassivem Verschleiß / Ausbrüchen. Problem ist hier z.B. extremer Kurzstreckenbetrieb mit ungünstigen Taupunktverhältnissen... Also im Winter lieber die 750m zum Bäcker radeln, anstatt das Auto zu nehmen ;)


    Die Benzinmotoren haben weiterhin per Steuerkette und Riemen angetriebene Pumpen, wie beim Diesel auch. Der Unterschied ist das aktive Thermomanagement mit Nachlauffunktion beim Benziner.

    Beim Diesel wird nur das Öldruckregelventil elektrisch angesteuert, zudem gibt es im Kühlwasserkreislauf eine zusätzliche elektrische Umwälzpumpe u.a. für die Restwärmefunktion im Innenraum. Ein elektrisch gestelltes Umschaltventil existiert auch - im Detail habe ich mich mit dem Aufbau aber noch nicht beschäftigt. Es wäre aber denkbar, dass diese ebenfalls eine Nachlauffunktion für die Turboladerkühlung hat.

    Das werde ich nochmal recherchieren, das fuxt mich jetzt :saint:

  • Die Benzinmotoren haben weiterhin per Steuerkette und Riemen angetriebene Pumpen, wie beim Diesel auch. Der Unterschied ist das aktive Thermomanagement mit Nachlauffunktion beim Benziner.

    Beim Diesel wird nur das Öldruckregelventil elektrisch angesteuert, zudem gibt es im Kühlwasserkreislauf eine zusätzliche elektrische Umwälzpumpe u.a. für die Restwärmefunktion im Innenraum. Ein elektrisch gestelltes Umschaltventil existiert auch - im Detail habe ich mich mit dem Aufbau aber noch nicht beschäftigt. Es wäre aber denkbar, dass diese ebenfalls eine Nachlauffunktion für die Turboladerkühlung hat.

    Das werde ich nochmal recherchieren, das fuxt mich jetzt :saint:

    ah super...ich wusste es, dass generell die M-Modelle oder sehr starken Benziner schon seit sicher 15 Jahren solche elektrischen Aggregate hat, wusste aber nicht genau, ob das auch die Dieselgeneration betrifft.

    Wegen der Recherche: auch ich bin da sehr interessiert - bitte lass es uns wissen, wenn du da was in Erfahrung bringen konntest

  • .... Ich bin aber auch immer faszinierter Zuhörer, wenn ich z.B. mit Bauexperten sprechen kann - das ist für mich immernoch ein Buch mit 7 Siegeln =O

    .....

    Hey, AgeC_orange ,

    Dann musst du im allerlei Nen Beitrag aufmachen... Hier ist der eine oder andere, der da sicherlich auch mitdiskutieren wird, einmal aus ähnlichen Gründen, einmal aus Erfahrung. Gibt hier auf jedenfalls welche, sie sich ihren Schuppen hingestellt und mit vielen modernen Helferlein ausgestattet haben... Einer da ol allerdings (aus meiner Sicht) in der Schweiz ??... ?

    --------------------------------------------------------

    Gruß, TB 8)


    G30 540d xDrive Mediterran Blau ID6

  • Da bin ich bei dir - wobei Ölkohleablagerungen eher selten zu Unwuchtproblemen führen. Dafür wird die Abgasturbine einfach zu heiß, der Kohlenstoff verbrennt sehr schnell wieder. Problematisch sind dann eher die Rückstände wie z.B. Ascheablagerungen und Verlackungen / metallischer Aufbau durch falsche Diesel-/Öladditive. NOCH gefährlicher ist allerdings das aktuell passend zur Saison gehörende Kondensat-/Vereisungsproblem in der Ansaugseite. Sobald kleine EIspartikel oder Kondesattröpfchenen auf die Verdichterschaufel treffen, führt das relativ schnell zu abrassivem Verschleiß / Ausbrüchen. Problem ist hier z.B. extremer Kurzstreckenbetrieb mit ungünstigen Taupunktverhältnissen... Also im Winter lieber die 750m zum Bäcker radeln, anstatt das Auto zu nehmen ;)

    AgeC_orange

    Kannst Du bitte das Thema Kondensat-/Vereisungsproblem in der Ansaugseite näher erklären.

    Ich höre das grad zum ersten mal.


    Dass Turbolader wegen Unwucht durch Ölkohle einen Schwingungsbruch erleiden, ist mir aus dem LKW Bereich ein bekanntes Thema.

    LKW Motoren haben große Zyklon Ölabscheider an der Kurbelgehäuseentlüftung, um dem entgegenzuwirken (suche noch sowas als Nachrüstung für PKW, die oil catch cans sind ne halbscharige Lösung)

    Allgemein gilt natürlich - schlechter Diesel macht viel Ruß

    Zudem haben LKW Turbolader eine Sollbruchstelle in der Welle, damit sich nicht die Trümmerteile der Schaufel bis zum Kat verteilen.

    Ein Turboschaden mit Splittern ist ne wirtschaftliche Katastrophe.

  • Ich bin dir tatsächlich noch eine Antwort schuldig :)


    Das Kondensatthema ist eigentlich garnicht so neu, tritt jedoch auch nur einem sehr engen Betriebsbereich und bei Temperautren um/unterhalb des Gefrierpunktes auf. Ganz extrem waren früher die VW T4 Busse im Bereich der Kurbelgehäuseentlüftung (KGE) betroffen, diese froren teilweile komplett zu und sorgten für herausgedrückte Radialwellendichtringe und hohen Ölverbrauch. Hintergrund hier: gefrorenes Kondensat vom BlowBy des Motors, welches sich im Ölabscheider sammelt.


    Bei der Eispartikelbildung im Ansaugsystem ist das Thema ähnlich und tritt ebenfalls nur bei extreme Kurzstreckenfahrten bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit und sehr geringer Motortemperaturen auf. Hierbei kondensiert Feuchtigkeit im Ansaugsystem aus und gefriert dort nach dem Abstellen des Fahrzeugs. Wiederholt sich dieses Thema, bilden sich durchaus größere Eispartikel, welche dann losbrechen und bis zum Verdichter vordringen können. Im Ladeluftkühler kommt das sogar häufiger vor, hat jedoch i.d.R. keine problematischen Auswirkungen.

  • Was ist denn das für ein Gehabe wenn die Sportwagen-Fahrer beim abstellen des Motors noch mal Gas gaben.
    Ich habe das einen von denen mal gefragt worauf hin kam: "Ne ne, aus dem Alter bin ich raus. Ich puste das gesamte System vom Luftfilter bis zum Endrohr nochmal durch, damit alles noch verbleibende raus fliegt, das Schäden anrichten kann."
    Ist zwar etwas offtoppic, aber könnte man so glauben, ich meine aber das ist Bullshit.

  • Was ist denn das für ein Gehabe wenn die Sportwagen-Fahrer beim abstellen des Motors noch mal Gas gaben.
    Ich habe das einen von denen mal gefragt worauf hin kam: "Ne ne, aus dem Alter bin ich raus. Ich puste das gesamte System vom Luftfilter bis zum Endrohr nochmal durch, damit alles noch verbleibende raus fliegt, das Schäden anrichten kann."
    Ist zwar etwas offtoppic, aber könnte man so glauben, ich meine aber das ist Bullshit.

    In der Tat ziemlich klarer Bullshit, aber solche Rituale sitzen einfach bei manchen sehr tief fest :) Am Ende ist es häufig ein falscher technischer Glaube, verbunden mit einem vielleicht nicht ganz erfüllten Geltungsbewusstsein - wer weiß das schon ^^


    Bei modernen Fahrzeugen mit Turbomotoren ist so ein Vorgehen sogar tendenziell schädlich, da der Turbolader einige Zeit zum austrudeln benötigt und durch den Gassstoß nochmals eine Extraportion Drehzahl bekommt... Dreht man ihm jetzt die Druckölzufuhr ab, kann man sich den Rest dann denken :rolleyes: Bravo, der Ersatzteilevertrieb freut sich.


    P.S.

    Damit das Zündkerzen-Verrußen-im-Leerlauf-Argument jetzt nicht kommt: Das passiert bei extremen Rennsportmotoren vielleicht noch (Wärmewert der ZK ist hier sehr hoch angesetzt), hat aber bei Straßenzugelassenen Fahrzeugen absolut garkeine Relevanz mehr, erst recht nicht, seit es hochentwickelte Einspritzsysteme gibt.