Grundsätzlich ist der Gedankengang vom Horst vollkommen richtig - beim N47 war die Start-Stopp (MSA) durchaus auch ein Mit-Grund (NICHT der Hauptgrund) für das Steuerkettendilemma.
Für einen OEM ist es jedoch auch sehr wichtig, die Gewährleistungskosten (GWK) niedrig zu halten - daher ist das Thema MSA mittlerweile sehr gut abgeprüft und die Regelstrategie entsprechend angepasst.
Was heißt das?
- Der elektrische Starter ist entsprechend dimensioniert, um auch bei noch austrudelndem Motor direkt wieder eingreifen und diesen anstarten zu können (das ging früher nicht, beim G3x Serie)
- Mit den aktuellen 48V Mildhybriden und dem Startergenerator sind die Drehmomentamplituden beim Anlassen massiv reduziert worden
- Die Steuerkettenthematik ist bei der Bx7 Motorreihe mittlerweile sehr gut im Griff
- Der Hauptleidtragende bei der MSA ist weiterhin die Batterie sowie ein ZMS / Antriebsschwingungsdämpfer. Das ZMS durchläuft bei jedem Anlassen immer die Eigenresonanz - das betrifft aber nur Handschalter. Mit einem Automatikgetriebe wie dem 8HP gibt es kein relevantes Risiko. Die starre Durchtriebskupplung hat zwar einen Torsionsschwingungsdämpfer, der Wandler fängt die Schwingungen beim Anlassen aber ab und die Kupplung ist in diesem Moment eh offen
- Die MSA-Steuerung hat eine Regelstrategie, um ungünstige Situationen zum Abstellen des Motors zu erkennen. Somit wird das Abstellen nach sehr hohen Abgastemperaturen i.d.R. vermieden, um eben genau die Bildung von Ölkohle im Gleitlager des ATL zu vermeiden. Zusätzlich kühlt BMW die ATL bei immer mehr Modellen aktiv mit Kühlwasser (auch beim Diesel).
Thema "Reißen" an der Steuerkette:
Das ist eine klassische "urban legend" bzw. wird gerne falsch interpretiert. Nicht der Anlasser reißt hier irgendwie herum. Das Problem ist hier einzig und allein das Aufschwingen während der ersten Zündungen beim Motorstart. Je schwächer der Anlasser und je langsamer die Kurbelwelle bei der ersten Zündung dreht, um so länger ist die Zeit, in welcher der Motor sich in genau diesem hässlichen Bereich befindet (ganz vereinfacht gesagt).
Hier setzen die ganzen 48V Starter mit ihrem enorm hohen Drehmoment an - die Kurbelwelle hat hier quasi sofort Leerlaufdrehzahl, wenn die erste Verbrennung einsteigt - das macht das Starten sanft und der Antriebsstrang bedankt sich auch.
Thema "der heiße Turbo":
Beim Diesel wird der/die Turbolader während der DPF Regeneration am heißesten (ca. 650°C ±50°C), hier wird dann i.d.R. die Start-Stopp auch vermieden bzw. beim Abstellen sofort per Gebläse für kühlende Luft gesorgt. Regulär liegt die Betriebstemperatur sogar eher bei 250-450°C.
Beim Benziner liegen nach flotter Autobahn-/Serpentinenfahrt meist gute 850-900°C an, sonst eher 500-600°C. Hier sind i.d.R. alle Turbolader aber zusätzlich Kühlwassergekühlt inkl. elektrischer Nachlaufpumpe.
Alle diese Temperaturen reichen zu Ölkohlebildung natürlich mehr als aus - die turbinenseitige Lagerstelle ist bei modernen Turbos allerdings thermisch so gut getrennt, so das hier im Normalbetrieb kein Risiko besteht.
Ein kurzes Kaltlaufenlassen bei beiden Motortypen schadet aber nach hohen Lasten nie, z.B. beim Abfahren auf den Autobahnrastplatz. Wir reden hier aber von maximal (!) 10-20 Sekunden, die kühleren Abgase allein führen die hohen Temperaturen auf der Abgasseite schon auf der Autobahnabfahrt quasi vollständig ab.
Ich hoffe geholfen zu haben 